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Unter den Schritten schwingt der Parkettboden im Schloss Cappenberg und die Ausstellungsobjekte beginnen zu vibrieren. Kleine Spiralen scheinen zitternd ihre Fühler auszustrecken. Zarte Kugelgebilde zucken in einem Geflecht hauchdünner Messingbeinchen. Filigrane Bronzeschirmchen beginnen zu wippen.

Mit der gebotenen Vorsicht können sich die Besucher ab Sonntag den empfindlichen und lebendigen Metallplastiken des Künstlers Günter Haese nähern. 70 Plastiken von Haese zeigt die Ausstellung des Kreises Unna bis zum 24. Oktober, unter dem Titel „Kosmen der Stille“. 20 Graphiken ergänzen die Werkschau. Grafiken stehen am Anfang von Haeses künstlerischem Schaffen. Bereits hier spielt er mit linearen Strukturen, die später sein plastisches Werk beherrschen. Monotypien aus dem Jahr 1959 zeigen ein Gewimmel von Uhrrädchen, eingebunden in geometrische Formen und feine Linien. „Ich habe diese Grafiken mit echten Uhrteilen gedruckt“, erklärt Haese. Irgendwann spielte er mit den Uhrteilen auf dem Tisch herum, versuchte, sie räumlich anzuordnen. Von dem Moment an gab Haese die zweidimensionale Kunst auf und eroberte sich den Raum mit feinen Drähten, Spiralen und Federn aus Messing und Phosphorbronze.

Einige Objekte bilden würfel- oder kreisförmige Umrisse aus Metalldrähten. Innen stecken Spiralen oder Kugeln, die Haese auf ein Gitternetz aus so feinen Drähten gelötet hat, dass sie zu schweben scheinen. Andere Objekte durchstoßen den Raum in unregelmäßigen, manchmal bizarren Formen. „Janus“, eine Plastik aus zwei versetzten Halbkugeln, erinnert an Raumfahrttechnik. Die langen Stäbe mit den Kugelköpfen von „Ante Portas“ erinnern an schwankende Schilfrohre. Gehämmerte Metallplättchen auf Spiralbeinen hocken in Minikäfigen aus gestricktem Messinggarn. Obwohl Haese immer dieselben Materialien und Grundformen verwendet, eröffnet jedes Objekt neue Perspektiven und Reize in seinen mechanischen Bewegungen. ...

(in Westfälischer Anzeiger, 2. Juli 2010)